Quelle: Lippe Aktuell vom 09.10.2010
Rischenau (afk). Es bedurfte schon zweier Anläufe, bis es zum richtig großen Satz kam: Die Offene Ganztagsschule (OGS) in der Verbundgrundschule Rischenau/Elbrinxen landete dafür jetzt aber nach langem Anlauf am Ende nahe der Höchstmarke von 25 Schülern: 24 Jungen und Mädchen (15 aus der Grundschule Rischenau, 9 aus Elbrinxen) nehmen die von der VHS Lippe-Ost als bewährtem Träger angebotene Betreuung wahr. Diese unerwartet hohe Anmeldezahl nahm damit gleichzeitig allen Zweiflern den Wind aus den Segeln, die diesem zusätzlichen, freiwilligen Nachmittags-Programm hier im ländlichen Raum kaum bis keinen Bedarf vorausgesagt hatten. Politisch hatte das Projekt seinen Segen erhalten als sich unter anderem bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr die Parteien für eine zweite OGS (die erste war erfolgreich in der Gemeinschaftsgrundschule St. Marien in der Kernstadt eingerichtet worden) im Gebiet der Großgemeinde aussprachen. Eine entsprechender Beschluss wurde dann anschließend auch im Rat gefasst.
Schulleiterin Barbara Gutenbeil war denn auch jetzt bei der offiziellen Einweihung begeistert, denn es wurde das bestätigt, was viele schon geahnt hatten: »Lasst die OGS erstmal anlaufen, dann kommen bestimmt noch viele Kinder dazu.« Und genauso verhielt es sich, denn allein fünf Jungen und Mädchen waren noch nachträglich angemeldet worden. Das von der Lügder Politik selbst gesteckte Ziel von mindestens 15 Kindern war damit bei weitem erreicht – mit einem für die Stadt nicht ganz uninteressanten Nebeneffekt: Durch die hohe Zahl der Anmeldung reduziert sich der Zuschuss aus der Stadtkasse. Viel wichtiger aber ist, dass das Angebot der Offenen Ganztagsschule inklusive Mittagsverpflegung nun auch in der Lügder Südstadt besteht. Es richtet sich besonders an die Bedürfnisse der ständig steigenden Zahl berufstätiger und alleinerziehender Erziehungsberechtigter. Offene Ganztagsschulen legen deshalb viel Wert auf Mitgestaltung und Mitbestimmung durch die Eltern und die Eltern. Das pädagogische Konzept wird von Schulleitung und hier in Lügde mit der VHS als Träger gemeinsam erstellt. Die geforderte qualifizierte
Arbeit in der Offenen Ganztagsschulen wird von Christiane Werner, Jutta von der Heide und Manuela Goebbelet als pädagogischer Fachkräfte gewährleistet.
Notwendig geworden war die Einrichtung einer Offenen Ganztagsschule, nachdem die bis dahin bestehenden Horte in den Kindertagestätten keine Kinder mehr aufnehmen durften. Eine Behelfslösung mit einer Tagesmutter war gescheitert. »Wir alle aber hatten den Eindruck, dass der Bedarf für Kinderbetreuung am Nachmittag bestand«, schaute Bürgermeister Heinz Reker noch einmal zurück. »Wir mussten uns deshalb etwas einfallen lassen und Angebote unterbreiten. Die Entwicklung hat gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war.«
Räumliche Veränderungen mussten in dem 16 Jahre alten Schulgebäude der Grundschule für die neue OGS nicht vorgenommen werden. Ein ungenutzter Klassenraum ist jetzt Gruppenraum. Im Musikraum können die Hausaufgaben gemacht werden. Was nicht heißen soll, dass in Zukunft der Nachmittag in der OGS nur verlängerte Schulzeit nach Stundenplan bedeutet. Vielmehr werden die pädagogischen Fachkräfte sich einiges einfallen lassen, um die Kids in Bewegung zu bringen, sie musikalisch zu schulen oder zu handwerklichen Tätigkeiten motivieren. Nicht zuletzt stünde auch ein Schulgarten zum Beackern bereit. Von der VHS Lippe Ost brachte dessen Leiter Johannes Reineke schon mal eine großer Tüte mit Bastelmaterial mit und von der Schulleiterin gab’s noch einen finanziellen Zuschuss für die OGS-Arbeit.
Mit der Einrichtung dieser zweiten Offenen Ganztagsschule in Lügde ist der Bedarf in der Großgemeinde zunächst mal gedeckt. Was aber wird zu tun sein, wenn weitere Anmeldungen über die maximale Gruppenstärke von 25 Kindern hinaus für die OGS vorliegen? Potenzielle Anwärter sind bei 80 Schülern aus Rischenau und fast ebenso vielen in Elbrinxen wohl durchaus noch vorhanden. Größere Sorgen bereitet der Stadt die weitere Entwicklung der Bevölkerung: Die Grundschulen können in jedem Jahr immer weniger »I-Männchen« begrüßen, die Existenz von Schulstandorten steht auf dem Spiel. Aber das trübt die Freude über die neue OGHS nicht.